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Sojakultur

Frühreif, triebstark und mit ordentlich Ertrag

Erste Erfahrungen mit der neuen Sojasorte Todeka

  • 22. Nov 2023
  • SBE

 Im Februar hat das Bundessortenamt eine neue, eiweißreiche Sojasorte für die Tofuherstellung zugelassen. „Todeka“ ist ein weiteres Kind der gemeinsamen Züchtungsarbeit der Taifun-Tofu GmbH mit der Uni Hohenheim. Wie geht es nach so einer Sortenzüchtung weiter?

Mit der Zulassung nimmt man die Sorte eigentlich direkt in die Vermehrung. Sie bekommt ihren offiziellen Namen und in die EU-Sortendatenbank. Wir können sie unter dem Namen „Todeka“ in der EU vertreiben. Ein weiter Schritt wäre den EU-Sortenschutz zu beantragen. Dieser Prozess läuft gerade.

Das klingt erstmal alles bürokratisch. Taifun-Tofu ist eine eingetragene Saatgutvermehrungsorganisation. Wer vermehrt denn so eine Sorte tatsächlich?

Das machen Landwirtschaftsbetriebe. Sie bauen die Sorte an und die Pflanze wächst und vermehrt sich natürlich. Taifun gibt dafür die Lizenz.

Ich habe die Sorte selbst dieses Jahr ausgesät, weil ich vermutete, dass sie gut in die Region passt. Ich bin Landwirt und Anbauberater bei Taifun und so lerne ich die Sorte direkt gut kennen. Ich kann sie in ihrem Wachstum beobachten und so besser beurteilen.

Hat sie sich wie vermutet entwickelt?

Nicht ganz. Der Ertrag hat uns sehr überzeugt, der Proteingehalt ist auf einem sehr guten Niveau, hätten wir aber noch etwas besser erwartet. Wir haben gute 42,8 Prozent erreicht. In diesem Jahr war es in der Region erst sehr trocken, dann kam der Regen und hintenraus war es wieder trocken. Das erklärt für uns die 42,8 Prozent. Aber man muss auch ehrlich sein und sie nach mehr als einem Anbaujahr beurteilen. Der zweite Punkt der Erwartung war, dass sie einen guten Ertrag hat, und das hat sich durchaus bewahrheitet. Die Todeka erreichte im Durchschnitt um die 3,2 Tonnen pro Hektar Ernte. Die Tofina, ein viel eingesetzte Sorte, kam im Vergleich dieses Jahr auf 2,3 Tonnen pro Hektar.

Die Pflanze ist frühreif, was heißt das?

Es gibt Regionen in Deutschland, wo es von Mitte April bis Mitte September kälter oder wärmer ist. Das ist die Hauptwachstumszeit der Soja. Der Oberrhein ist beispielsweise die wärmste Region in Deutschland, während es an der Nordsee deutlich kälter ist. Sojabohnen brauchen eine hohe Wärmesumme zum Reifen, die Sortenspezifisch ist. Ist die Wärmesumme erreicht, ist die Sojabohne ausgereift. In Bayern, wo es meist kühler ist, nehme ich frühreifere Sorten, die etwas weniger Wärme brauchen. Die Todeka ist so eine frühreife Sorte.

In der Regel hat die Wärme keine direkte Auswirkung auf die Qualität der Bohnen. Wasser dagegen hat einen viel größeren Einfluss auf den Proteingehalt und Ertrag der Bohne. Der Hauptwasserbedarf ist mit Beginn der Blüte bis zur Kornfüllung besonders hoch, also etwa von Juli bis September. Da braucht die Bohne Wasser. Und dieses Jahr haben wir eben Glück gehabt, dass es in diesem Zeitraum erst zur Getreideernte regnete und die Ernte für uns insgesamt sehr gut ausgefallen ist.

Wie beurteilt ihr im Team nun die Leistung der Todeka?

Die Todeka hat uns auf jeden Fall überrascht. Besonders, was sie in ihrer Jugendentwicklung zeigte. Sie unterdrückte das Beikraut, zeigte sich überaus lebenswillig und triebstark. Und sie hat viele und schöne Hülsen ausgebildet. Worin sie uns auch überraschte, ist, dass eher eine „kurze“ Sorte ist, also ein bisschen höher als kniehoch wuchs. Insgesamt eine tolle Sorte.

Mit ihr ergänzen wir unser Sorten-Portfolio neben der frühreifen Tofina und den spätreiferen Sorten Lenka und Tori.

Taifun engagiert sich bereits seit über zehn Jahren in der Züchtung von Sojasorten. Das ist für einen Tofu-Hersteller schon eine Besonderheit. Wie kam es überhaupt dazu?

Ja, das ist komplett ungewöhnlich als Tofuhersteller. Am Züchtungsmarkt werden viele Futtersorten gezüchtet. Sie haben wenig Protein und bringen viel Masse. Wir aber brauchten für unsere Tofuherstellung und im Vertragsanbau frühreife Sorten mit höheren Proteingehalten, die auch in der Produktion die erforderlichen Qualitäten liefern, und das gab es damals nicht.

Und so kam es zur Züchtungsarbeit mit der Uni Hohenheim. Wir haben gemeinsam früh verschiedenen Sojastämme analysiert, mit ihnen geforscht, also eigentlich experimentiert. Welche Kreuzung führt zu welchen Ergebnissen, auch später in unserem Labor mit kleinen Tofustücken. Gibt der Stamm eine gute Ausbeute her und sieht er vielversprechend aus, dann züchten wir ihn weiter. Es ist eigentlich ein Suchen nach der richtigen Sorte.

Können auch andere die von Taifun entwickelten Sorten nutzen?

Die Sorten sind nicht von uns patentiert. Da betreten wir den Bereich des Sortenrechts. Wir vertreiben die von uns gezüchteten Sorten auch über die Deutsche Saatgut, somit ist sie für jeden landwirtschaftlichen Betrieb verfügbar. Der Züchtungsfortschritt trägt zu einer besseren Verbreitung des ökologischen Sojaanbaus in Deutschland und Europa bei und das ist uns wichtig. Wir verfolgen also ein höheres Ziel.