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Geschichte

Taifun-Geschäftsführer im Gespräch: Wolfgang Heck

Von den Anfängen in der Markthalle zur Pionierarbeit im Sojaanbau

Hermann Hesse hat mal geschrieben „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Ungefähr so scheint es auf dich gewirkt zu haben, als du mit Tofu in Verbindung gekommen bist. 

Ja, das war im Sommer 1986 mit Klaus Kempff auf der griechischen Insel Skopelos. Dort machte er bei einem Trommelkurs mit, den ich organisiert hatte und wir hatten dabei einen regen Austausch. Klaus erzählte mir von seiner Sprossen- und Keimlingsaufzucht, seinen ersten Kilos Tofu und dem Marktstand auf dem Münsterplatz. Er hatte Sorgen, weil er den Keller in der Wallstraße, wo der Tofu gemacht wurde, wegen des Wirtschaftskontrolldienstes so nicht weiterbetreiben durfte.

Zurück aus Griechenland hat er mir seine Kellerräume gezeigt und ich konnte beim Tofumachen zusehen. Das gefiel mir gut und ich sagte ihm, dass ich ihn unterstützen könne, neue Räumlichkeiten zu finden. Er hat mir angeboten, mitzumachen und wir haben uns darauf öfter in meiner WG getroffen und ein bisschen rumgesponnen und visioniert. 

Tofu hat dich recht früh fasziniert. Wie ging es dann weiter – mit euch, kann man sagen? 

Wir sind kurze Zeit später zusammen nach Holland gefahren und haben uns dort eine Tofuproduktion angeschaut und uns für das weitere Vorgehen beraten lassen. Es gab zu dieser Zeit bereits einige Tofumacher in Deutschland, die wir später noch kennenlernten und teilweise arbeiteten wir sogar viele Jahre mit ihnen zusammen. Auch stellte mich Klaus, seiner kleinen Familien- und Freundestruppe vor, mit denen er die noch nicht so umfangreichen Wochenarbeiten durchführte. 

Im Herbst 1986 wurde ich auf freie Räumlichkeiten im Freiburger Stadtteil Stühlinger aufmerksam und ich konnte mit dem damaligen Eigentümer-Ehepaar Riesterer den Auf- und Ausbau einer Produktion, sowie eine unseren Möglichkeiten angepaßte Miete vereinbaren. Klaus hat den Mietvertrag unterschrieben und dann begannen wir damit, die Räume im Stühlinger mit allen gemeinsam auszubauen. Schon zu Beginn 1987 konnten wir dort Tofu produzieren.

Dann tauchte die Idee von der Markthalle auf. Wir hatten eine Anfrage und die Chance Tofu an einem zentralen Ort zum Laufen zu bringen. Wir stellten in der Gruppe die Frage, wer das machen würde. Ich erinnere mich, dass es alle gut fanden aber sich keiner dafür committen wollte. Diese Arbeit in der Markthalle roch stark nach Vollzeitjob und die meisten wollten doch lieber in Teilzeit arbeiten. Außerdem hatten einige bereits Reisepläne und wollten sich zeitlich nicht binden. Kurzum, ich war der Einzige, der sich dafür hinstellte und sich traute, ein Gewerbe anzumelden. Unterstützung erhielt ich von Klaus´ Exfrau Maria Kempff, die große Bereitschaft hatte in der Markthalle mitzuarbeiten.

Zu dieser Zeit bekam die junge Unternehmung auch seinen Namen.

Ja, exotisch sollte er sein, vielleicht sogar japanisch. Neben Namen wir Hakuin, Samurai, Mikado fiel auch Taifun in unserem Brainstorming – und der wurde es dann auch. Die Mutter von Klaus, Edith Kempff, gab mir einen Kredit für den Start, für den ich verantwortlich war und den ich auch zurückzahlte. Die Banken waren damals sehr skeptisch. Den neuen Namen schrieb ich dann auf das Firmenschild in der Markthalle. Der Taifun-Stand war geboren.

Gut zwei Jahre wurde an sechs Tagen die Woche in der Markthalle täglich gekocht und Salate und Tofu verkauft. Oft war ich täglich von morgens bis spät abends vor Ort. In dieser Zeit entstanden eine Vielzahl von Rezepturen, die wir später noch für die Entwicklung von Produkten nutzen konnten. Auch ließ ich Taifun als Marke beim Patentamt schützen und Life Food konnte sie für Fertigverpackungen nutzen.

Und wie wurde Taifun zu Life Food und wer genau ist Life Food gewesen?

Wir hatten die Abmachung, dass die beiden Einzelfirmen Life Food/Klaus Kempff und Taifun/Wolfgang Heck zusammengehören und sich gegenseitig unterstützen. Dazu führten wir auch regelmäßige Meetings durch. Life Food entwickelte die Tofurei weiter, verkaufte Sprossen an Salatgärten und machte Schritte in die Bioläden. Der Marktstand auf dem Münstermarkt wurde weiter betrieben und Taifun betrieb am Samstag zusätzlich einen Falafelstand in der Fressgasse. 

Schließlich war es ein neuer Spezial-Tofukochkessel aus Japan, wo uns Norbert Martin sehr behilflich war, der Life Food zum Umdenken und zum Umziehen in das Industriegebiet Nord brachte.  

Mit dem Umzug nach Hochdorf endet Taifuns Geschichte in der Markthalle?

Ja, 1989 endete der Mietvertrag in der Markthalle. Leider gab es seitens der Vermieter und der Marktbetreiber sehr viele Konflikte und es folgten über Jahre noch so manch gerichtliche Auseinandersetzungen mit hohen Anwaltsgebühren. Ende 1989 saßen wir zusammen und sprachen darüber, wie es weiter gehen könnte. Mit dem Ergebnis, dass wir die „Life Food GmbH - natürliche Lebensmittel“ gründeten. Mit dabei waren Klaus Schwester Silvia und seine zukünftige Frau Jutta. Taifun wurde die Marke. 

Das erste Taifun Logo von 1989

Und wie ging es dann weiter?

Kurz darauf, Anfang 1990, kam Günter Klein dazu und es änderte sich personell einiges. Günter trat recht bald in die GmbH ein. Für die Produkte, die in die Bioläden gingen, setzten wir den Markennamen Taifun ein, den wir im Weiteren auch international schützen ließen. Ralf Kuderer und Michael Jentzsch kamen ebenfalls ins Unternehmen. Klaus sagte mir dann irgendwann, dass er mit dem Tempo, welches wir nun vorlegten, nicht mehr kann und er aussteigen wird. Silvia und Jutta stiegen ebenfalls  aus. 

Und wir nahmen gehörig Fahrt auf. Zunächst produzierten wir noch auf rund 600 qm im Industriegebiet Freiburg Nord und zogen dann Anfang 1995 in eine Fabrikhalle nach Freiburg-Hochdorf mit mehr als 2500 qm um. Unsere Produkte fanden auf dem sich stetig entwickelnden Biomarkt enormen Anklang und wir kreierten eine Vielzahl von innovativen Tofuspezialitäten, die nicht nur gut schmeckten, sondern auch hochwertige Zutaten enthielten. Günter Klein und ich waren ein außerordentlich gut zusammenarbeitendes Geschäftsführergespann und mit einer von Jahr für Jahr zunehmenden Mitarbeiterschaft trauten wir uns auch in anderen europäischen Ländern den Taifun-Tofu anzubieten.

Mit Alfons Graf hatten wir einen Produktionsleiter gefunden, der das Milchhandwerk gelernt hatte und sich schnell in Tofu hineindenken konnte. Er wurde später Geschäftsführer. Elisabeth Huber übernahm den kaufmännischen Bereich und Ralf Kuderer widmete sich dem Personal. Auch Elisabeth Huber wurde einige Jahre später in die Geschäftsführung bestellt.

Es gab einen ganz besonderen Moment in der Erfolgsgeschichte Taifuns. Die Sojabohne kam zu uns.

Das Zeitalter der „grünen Gentechnik“ war angebrochen und in den USA wurden die ersten gentechnisch veränderten Sojabohnen angebaut. Wir waren direkt betroffen. Und so entschieden wir uns 1997, die Bio-Sojabohnen für den Tofu in Deutschland anzubauen. Wir begannen mit rund 40 ha und einer Handvoll Landwirte. Die Dachswanger Mühle mit den Gebrüdern Schneider übernahmen die Erfassung und Einlagerung. Dass es nicht einfach werden würde, wussten wir, aber trotz einigen Rückschlägen blieben wir dran und steigerten Jahr für Jahr die Sojamengen. Martin Miersch leitete das daraus entstehende Sojazentrum und was anfänglich mit ein paar Hektar begann steigerte sich im Laufe der kommenden 25 Jahre auf über 2500 ha. Auch eigene Sojasorten konnten wir in Zusammenarbeit mit der Uni Hohenheim entwickeln. Tofina, Tori, Todeka lauten die klangvollen Namen der proteinreichen Sojasorten. 

Der Sommer 2003 warf uns um Längen zurück. Es herrschte Trockenheit, Wassermangel und wir hatten eine katastrophale Ernte. Wir beschlossen darauf, einen Teil der Sojabohnen in Europa und einen anderen Teil in Brasilien anzubauen. Rund acht Jahre kämpften wir für brasilianisches Bio, konnten aber gegen die unglaubliche Durchdringung der Landwirtschaft mit Gen-Soja nichts ausrichten. Über 95% der brasilianischen Bohnen sind inzwischen gentechnisch verändert.

Wir entschlossen uns, nun doch nochmal voll auf Europa und insbesondere auf Deutschland, Österreich und Frankreich zu setzen. Das ist bis heute gelungen und durch die etwas breitere Verteilung konnte das Risiko ebenfalls minimiert werden. Dennoch spüren wir die aktuellen klimatischen Veränderungen bereits deutlich und konnten die Ertragsschwankungen durch eine zugegebenermaßen kostspielige Lagerhaltung ausgleichen. Die Sojabohne wird uns also auch weiterhin von Ernte zu Ernte in eine gewisse Anspannung versetzen. Unsere Pionieraufgabe, den eigenen Sojaanbau in Deutschland und Europa zu installieren haben wir erfüllt. 100% unseres eingesetzten Sojas stammt aus dem vertraglichen Anbau mit unseren Bio-Landwirten.