Mehr als nur Bio: Biodiversität im Sojaanbau
Taifuns Blühpflanzenprojekt geht weiter
Landwirtschaft und Biodiversität sind eng miteinander verbunden. Weltweit beschleunigen intensive landwirtschaftliche Praktiken, wie der übermäßige Einsatzes von Düngemitteln und Pestiziden den Rückgang von Insekten- und Mikrobenarten. Ironischerweise ist die Landwirtschaft – und damit unsere Nahrungsmittelversorgung – stark von der Biodiversität abhängig, sei es durch Bestäubung oder die Erhaltung fruchtbarer Böden.
Als Bio-Hersteller, dessen Produkte eng mit der Landwirtschaft verbunden sind, ist sich Taifun dieser Abhängigkeit bewusst und engagiert seit Beginn der Unternehmensgeschichte für den ökologischen Landbau. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft gilt der ökologische Landbau als weniger schädlich für Böden und Biodiversität, da er den Einsatz von chemischen Zusätzen reduziert oder ganz darauf verzichtet. Leider werden in Deutschland von den rund 166.000 Quadratkilometer landwirtschaftlich genutzter Fläche, (etwa 46 % der Gesamtfläche des Landes) nur 9,8 % ökologisch bewirtschaftet (Destatis, 2022). Auch der ökologische Landbau ist kein Allheilmittel und bringt eigene Herausforderungen mit sich, insbesondere beim Anbau von Sojabohnen.
Mehr Nachhaltigkeit wagen
Sojabohnen im ökologischen Anbau werden in weiter auseinanderliegenden Reihen gesät als beispielsweise Getreide. Diese breiten Reihen lassen zwar genügend Platz für landwirtschaftliche Arbeiten. Dadurch bleiben aber relativ große Flächen des Bodens frei. So kam uns die Idee, Blühpflanzen in den Zwischenreihen zu sähen. Dies soll für mehr Biodiversität auf dem Feld sorgen und zusätzlich Erosion vorbeugen. Das Ziel des Projektes ist es zu ermitteln, ob die innovative Praxis für unsere Partner*innen in der Landwirtschaft praktikabel, skalierbar und ökologisch sinnvoll ist.
Im ökologischen Landbau sind synthetische Düngemittel und Herbizide verboten. Daher müssen Landwirt*innen auf mechanische Methoden zurückgreifen und im Einklang mit der Natur arbeiten, insbesondere bei der Beikrautbekämpfung. Hierbei sind viele Faktoren zu berücksichtigen, wie die Eigenschaften der Blühpflanzen, die Aussaatzeit (im Verhältnis zu den Sojabohnen) sowie die vorhandenen landwirtschaftlichen Maschinen.
In früheren Studien konnte bereits gezeigt werden, dass eine solche Praxis möglich ist, jedoch eine präzise Planung erfordert. 2022 führte das Zentrum für Sojaanbau, Taifuns hauseigene Fachberatung für alle Themen rund um den Anbau der Sojabohne, Feldversuche in Baden-Württemberg durch – in enger Kooperation mit fünf Vertragslandwirt*innen. Die Ergebnisse zeigten, dass eine sorgfältige Planung der Reihen und Aussaatzeiten sowie Anpassungen an bestehende landwirtschaftliche Geräte entscheidend sind, um die Sojabohnen in Feldern mit Blühpflanzen erfolgreich zu pflegen.
Feldtests – Sommersaison 2024
Dieses Jahr arbeiteten wir mit fünf Vertragslandwirt*innen in der Region zusammen:
- Biobetrieb Georg Hosch (Neuried)
- Humus Farming Friedrich Wenz (Schwanau)
- Dachswanger Mühle (Umkirch)
- Biohof Mattmühle Martin Brengartner (Ehrenkirchen)
- Hofgemeinschaft Mechtersheim GbR (Römerberg)
Auf rund fünf Hektar wurde mit verschiedenen Pflanzenarten, Aussaatmethoden und Geräten experimentiert. Alles wurde dokumentiert und überwacht. Die getesteten Arten umfassten Gelbsenf (Sinapis alba), Phacelia (Phacelia tanacetifolia), Leindotter (Camelina sativa), Öllein (Linum usitatissimum), Weißklee (Trifolium repens) und niedrige Acker-Veilchen (Viola arvensis). Um Beikraut zu bekämpfen, ohne die Blühpflanzen zu beschädigen, wurden Hackgeräte auf Grundlage der Ergebnisse früherer Feldversuche modifiziert.
Leider war das Sommerwetter für die Versuche ungünstig. Anhaltender Regen im späten Frühjahr verzögerte die Aussaat und die Feldarbeiten, da die Landwirt*innen mit ihren Traktoren nicht auf die durchnässten Böden fahren konnten. Diese Verzögerungen führten dazu, dass die Blühpflanzenreihen ein bis zwei Wochen später als geplant gesät wurden. Obwohl die Pflanzen gut anwuchsen, wurden sie bald von den Sojabohnen überschattet, die den Blühpflanzen so frühzeitig das notwendige Licht entzogen.
Herbst: Eine zweite Chance
Trotz dieser Herausforderungen verfolgte das Team im Herbst eine neue Idee: die Aussaat von Blühpflanzenreihen im Herbst. Ziel dieses Versuchs ist es, die Felder für die nächste Soja-Saison vorzubereiten. Auf Feldern, die für den zukünftigen Sojaanbau vorgesehen sind, wurden schnell wachsende Blühpflanzen und ein winterharter Getreidetyp gepflanzt. Dabei blieben mehrere schmale Reihen frei, um im Frühjahr die Sojabohnen säen zu können.
Dieser Versuch verfolgt zwei Ziele:
1. Erhöhung der Bodenbedeckung, um die Bodenstruktur und -nährstoffe zu verbessern
2. Verlängerung der Blühperiode, um aktive Insektenpopulationen zu unterstützen
Die sogenannte Herbstsaat wird derzeit regelmäßig überwacht und dokumentiert. Im Frühjahr 2025 werden wir die Bodenbearbeitung vorbereiten und evaluieren, ob diese Variante des Streifenanbaus eine effektive und skalierbare Methode zum Bodenschutz und zur Nährstoffanreicherung darstellt.
Blick nach vorne
Wir werden weiterhin Versuche dieser innovativen Methode durchführen und sorgfältig begleiten und prüfen. Nach Abschluss des Projekts werden wir die gesammelten Daten analysieren, um die Kosten und Vorteile der Integration von Blühpflanzen in den ökologischen Sojaanbau zu bewerten.
Bei positiver Bewertung strebt das Sojazentrum größere Kooperationen mit Forschungseinrichtungen wie Universitäten an, um Auswirkungen auf Bestäuberpopulationen, Bodenqualität sowie Sojaqualität und -ertrag zu untersuchen.
Wenn Sie Landwirt*in sind und ähnliche ökologische Praktiken anwenden oder Interesse haben, sich am Projekt zu beteiligen, freuen wir uns, von Ihnen zu hören. Für alle anderen, die mehr über den ökologischen Sojaanbau oder unsere Herstellungsprozesse erfahren möchten, stehen wir gerne für Fragen zur Verfügung.